Lichtsmog (Lichtverschmutzung)
Foto 1: Bei einer Führung/Himmelsbeobachtung von der Dachterrasse der Sternwarte am 02.12.2022 (21:30 Uhr) staunten wir nicht schlecht. Festbeleuchtung auf dem Schulgelände und Sky-Beamer im Umfeld der Volkssternwarte Köln (© Marco Dresbach-Runkel)
Der helle Wahnsinn über Köln
Zunehmender Lichtsmog und zunehmende Bebauung beeinträchtigen die Arbeit der Volkssternwarte Köln unzumutbar und signifikant. Auch die Energieverschwendung scheint trotz Klimakrise kein Thema zu sein.
Wussten Sie, dass 94 % der deutschen Bevölkerung unter einem Nachthimmel leben, der bereits um 100 % heller ist als der natürliche? Ist Ihnen bewusst, dass auch Klimaschutz, Naturschutz sowie der Gesundheitsschutz durch die beispiellose Zunahme von Lichtsmog (ca. 4-5 % jährlich) stark beeinträchtigt werden?
Besonders die Arbeitsbedingungen der Kölner Volkssternwarte auf dem Dach des städtischen Schiller-Gymnasiums in Köln-Sülz, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten ständig verschlechtert. Hauptgrund ist der zunehmende Lichtsmog im Umfeld der Volkssternwarte Köln. Der Lichtsmog, umgangssprachlich auch als „Lichtverschmutzung“ bekannt, bezeichnet die übermäßige Aufhellung des Himmels durch direktes und indirektes künstliches Licht – ODER anders ausgedrückt, zu viel Licht, am falschen Ort und falscher Zusammensetzung. In den Zentren von Großstädten wie Köln, beträgt die Aufhellung mittlerweile in etwa dem 8-fachen Vollmond.
Seit dem 31.08.2020 gibt es einen einstimmigen Beschluss der Bezirksvertretung Lindenthal (BV3), um die Reduzierung des Lichtsmogs im Umfeld der Volkssternwarte Köln voran zu treiben. Die Firma STRÖER schaltet dankenswerter Weise eine uns in der Vergangenheit blendende LED-Werbetafel während unserer Arbeit mittlerweile ab, und hat außerhalb des Schulgeländes weitere Maßnahmen zur Reduzierung des Lichtsmogs angekündigt.
Der Lichtsmog auf dem städtischen Gelände des Schiller- und Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasiums hat sich bisher nicht wesentlich verbessert. Es fehlen besser eingestellte Bewegungsmelder (sofern überhaupt vorhanden!), bessere Abschirmungen und im Besonderen eine geringere Farbtemperatur von 1700 bis 2200 Kelvin (Lichtfarbe: „amber“) im kompletten Außenbereich. Letztgenannter Aspekt wäre das beste Gegenmittel für bessere Arbeitsbedingungen der Volkssternwarte Köln, und auch die „gefühlte Sicherheit“ auf dem Schulgelände bliebe gewahrt. Weitergehende Modifikationen (Situativ angepasste Dimmung) wären natürlich auch hier möglich.
FAZIT: Wir brauchen ein städtisches Lichtschutzkonzept, dass auch die besonderen Erfordernisse einer Volkssternwarte berücksichtigt. Das Konzept sollte die auf dieser Seite genannten techn. Maßnahmen ebenso berücksichtigen, wie eine Art „Licht-Schutzzone (bspw. 250 Meter)“ um die Volkssternwarte Köln herum. Hat die Stadt Köln den Mut und den Willen zum o.g. Lichtschutzkonzept? Es wäre ein wichtiger Schritt, um auch die rechtlich festgeschriebenen Klimaschutzziele zu erreichen.
Die bisherige Antwort der Stadt Köln auf die „unmittelbaren Einflussfaktoren“ auf unsere Beobachtungskuppel spricht für sich, und bedarf keiner weiteren Kommentierung unsererseits (WDR-Lokalzeit am 12.08.2024):
„Die Frage der allgemeinen Lichtaufhellung im städtischen Raum kann durch sonderordnungsbehördliche Maßnahmen und rechtliche Vorgaben nicht gelöst werden, um einen guten Blick in den Sternenhimmel von der dicht besiedelten Stadt Köln aus zu ermöglichen“
Sicherheit durch geeignetes Licht
Befürworter von Licht argumentieren gerne mit dem weit verbreiteten Narrativ „Mehr Licht = Mehr Sicherheit“. Das dies falsch ist, wissen wir nicht erst durch den verstärkten Lichteinsatz am Ebertplatz in Köln. Ein Einbrecher fällt bspw. auf einem stark beleuchteten Platz weniger auf, als wenn er mit der Taschenlampe hantiert. Hier muss also stets der Einzelfall genau betrachtet werden. Grundsätzlich funktioniert Schutz auch ohne Dauerbeleuchtung. Selbstverständlich sollte auch die „gefühlte Sicherheit“ z.B. im öffentlichen Raum immer ernst genommen werden, aber stets mit den richtigen Mitteln.
Wichtige Maßnahmen für schonendes Außenlicht und für eine Reduzierung des CO2-Fußabdrucks
1). Intensität
Nutzung geringerer Lumen-Werte. Besser viele schwache als wenige helle Lampen. Helles Licht blendet (Sicherheitsgefährdung). In dunklerer Umgebung sieht man weniger und schlechter. Das reduziert das Sicherheitsgefühl (Beispiel: Ebertplatz in Köln). Auch situativ angepasste Dimmung sind ein gutes Mittel.
2). Richtung
Nur nach unten gerichtet und nicht zur Seite oder nach oben (Sinnvolle Maßnahmen: Geschirmte Gehäuse oder LED-Reflektorlampen). Für die gleiche Bodenhelligkeit reicht dann eine schwächere Lichtquelle.
3). Farbe
Die Farbtemperatur sollte 2700 Kelvin nicht überschreiten. Im unmittelbaren Umkreis einer Sternwarte besser 1700 bis 2200 Kelvin (Lichtfarbe: „amber“)
4). Montagehöhe
Je niedriger, desto besser: Blendung und Streulicht werden reduziert. Für die gleiche Bodenhelligkeit reicht dann eine schwächere Lichtquelle.
5). Dauer
Beleuchtung nur so lange, wie sie benötigt wird. Kein Dauerlicht (Maßnahmen: Bewegungsmelder an geeigneter Stelle und Zeitschaltuhren.
6). Notwendigkeit
Licht nur zur Wegsicherung und Orientierung nutzen. Keine dekorative Beleuchtung (z.B. Bodenstrahler etc.)
Beispiele für Lichtsmog und Energieverschwendung
Foto 2: Eine Stern-Strichspuraufnahme am 25.03.2022 mit Blick auf unsere Beobachtungskuppel. Die geringe Anzahl an Sternspuren macht das Ausmaß der Lichtverschmutzung in der Stadt Köln deutlich (© Marco Dresbach-Runkel)
Foto 3: Im Eingangsbereich des Schillergymnasiums sind an den Gebäuden viel zu grelle sowie unzureichend abgeschirmte Lampen angebracht. Diese Lampen werden erst gegen 24:00 Uhr fix abgeschaltet. Hier werden Steuergelder verschwendet.Hier fehlen eine bessere Abschirmung, Bewegungsmelder sowie eine geringere Farbtemperatur von 1700 bis 2200 Kelvin (© Marco Dresbach-Runkel)
Foto 4: Oftmals stört auch ein LED-Flächenstrahler auf dem neuen Innenhof des Schillergymnasiums. Das Licht ist viel zu grell und kaum abgeschirmt. Hier werden Privathäuser der Nachbarschaft ebenso angestrahlt, wie unsere Beobachtungskuppel. Hier fehlen im Besonderen eine bessere Abschirmung sowie eine geringere Farbtemperatur von 1700 bis 2200 Kelvin (© Marco Dresbach-Runkel)
Foto 5: Schulhof-Innenbeleuchtung der beiden städtischen Gymnasien „Schillergymnasium und Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium (EvT)“. Hierdurch werden unsere Sternwartenkuppel und ein Baum angestrahlt (Siehe auch Foto 6). Der Bewegungsmelder reagiert bereits auf leichte Bewegungen der Blätter. Hier fehlen im Besonderen eine bessere Abschirmung sowie eine geringere Farbtemperatur von 1700 bis 2200 Kelvin (© Marco Dresbach-Runkel)
Foto 6: Schattenwurf an unserer rückseitigen Sternwarten-Kuppel. Angestrahlt wird die Kuppel hauptsächlich durch die Schulhof-Innenbeleuchtung der beiden städtischen Gymnasien (Siehe auch Foto 5) (© Marco Dresbach-Runkel)
Foto 7: Auch manche Labor-/ Klassenzimmerbeleuchtungen oder digital Whiteboards streuen teilweise ihr Licht indirekt in Richtung unserer Beobachtungskuppel. Das Licht brennt oftmals auch am Wochenende die ganze Nacht hindurch. Hier werden Energie und Steuergelder am Schillergymnasium verschwendet. Offenkundig werden die Labor-/Klassenbeleuchtungen nicht zentral zeitgesteuert (© Marco Dresbach-Runkel)
Foto 8: Energieverschwendung und Lichtsmog geht auch von einer neuen Übergangsbrücke zw. den Gebäuden des Schillergymnasiums aus. Die Bewegungsmelder dieser nicht abgeschirmten und viel zu grellen Beleuchtung schalten sich bereits ein, wenn jemand im vorgelagerten Treppenhaus entlang geht und die Übergangsbrücke überhaupt nicht benutzt. Hier fehlen Abschirmung, besser eingestellte Bewegungsmelder sowie eine geringere Farbtemperatur von 1700 bis 2200 Kelvin (© Marco Dresbach-Runkel)
Foto 9: Nach unten gerichtete Sicherheitsbeleuchtung vor der Aula des Schillergymnasiums. Das grelle Licht wird vom Boden in Richtung der Beobachtungsterrasse gelenkt und stört dort die Beobachtung sowie die Augenadaption (Gewöhnung der Augen an die Dunkelheit). Abhilfe würden hier ein Bewegungsmelder sowie eine geringere Farbtemperatur von 1700 bis 2200 Kelvin schaffen (Lichtfarbe: „amber“) (© Marco Dresbach-Runkel)
Es muss m.E. schon sehr verwundern, dass man sich über Elterntaxis beschwert, oder das sich Schüler*innen bei Fridays for Future für einen besseren Klimaschutz einsetzen, wenn an deren eigenen Wirkungsstätte so verschwenderisch mit Ressourcen umgegangen wird!
Foto 10: Beleuchtungs-Irrsinn an einem Balkon des Uni-Centers gegenüber der Volkssternwarte am 03.05.2024 (Luftlinie ca. 200 Meter) (© Marco Dresbach-Runkel)
Foto 11: Beleuchtungs-Irrsinn einer Kirchturmbeleuchtung (Herz-Jesu-Kirche am Zülpicher Platz) von unser Dachterrasse aus am 09.11.2024 fotografiert. Über der bereits vorhandenen Lichtglocke der Kölner Innenstadt, erzeugt diese einzelne Kirche ihre eigene Lichtglocke am Himmel. Oder handelt es sich hierbei um den Heiligen Schein? (© Marco Dresbach-Runkel)
Positivbeispiel – Eine blendende LED-Reklametafel wird für die Volkssternwarte Köln abgeschaltet 🙂
Foto 12: In der Vergangenheit hatte die unmittelbare Blendwirkung einer LED-Werbetafel der Fa. STRÖER am Standort Ecke Universitätsstraße – Berrenrather Straße, einen starken Einfluss auf unsere Arbeit. Am 30. Oktober 2024 wurde unser Kompromissvorschlag – die Werbetafel u.a. ganzjährig ab 20:00 Uhr abzuschalten – akzeptiert (© Marco Dresbach-Runkel)
Dieser verlinkte Beitrag der WDR-Lokalzeit vom 12.08.2024 zeigt die alte Situation an der Volkssternwarte Köln vor Abschaltung der Werbetafel (Beitrag startet bei 12 Min. 37 Sek.)
Am 30. Oktober 2024 wurde unser Kompromissvorschlag – die Werbetafel ganzjährig ab 20:00 Uhr abzuschalten – akzeptiert. Zum Nachrichtenbeitrag des WDR v. 13.11.24 bitte hier klicken!
Positivbeispiel – Situativ angepasste Beleuchtung!
Fotos 13 + 14: Beide Fotos zeigen die energiesparende und situativ dimmbare LED-Außenbeleuchtung der Hafen-Zufahrtsstraße auf der Insel Spiekeroog im Oktober 2024. Besonders die geringe Farbtemperatur (Lichtfarbe: „amber“) reduziert den Lichtsmog (© Marco Dresbach-Runkel)
Weitere Informationen
Link-Empfehlungen:
Weitere Informationen aus der Fachgruppe DARK SKY des VdS-Dachverbandes findest du hier!
Das die Beleuchtung in Städten auch anders geht, zeigt uns vorbildlich die Stadt Fulda, d.h. Deutschlands erste Sternen-Stadt.
Sehr vorbildlich beim Thema Lichtsmog ist auch die Insel Spiekeroog: Sterneninsel – Offizieller Sternenpark!
BUND-Arbeitsgruppe Lichtverschmutzung findest du hier!
Literatur-Empfehlungen:
Buch „Mein Haus, mein Licht, unsere Umwelt – Wie wir Licht umweltschonend einsetzen und was wir damit gewinnen“ von Lukas Schuler und Kurt Wirth / Verlag: Haupt Verlag; 1. Auflage 2023 / ISBN: 978-3-258-08311-7
Buch „Lichtverschmutzung in Metropolen – Analyse, Auswirkungen und Lösungsansätze“ von Emlyn Etienne Goronczy / Verlag: Springer Vieweg; 2018
Behördliche Links:
Es gibt einen Entwurf zu einem sog. Lichtmasterplan als übergeordnetes Planungstool der Stadt Köln, der u.a. eine bessere Harmonisierung des Nachtbildes der Stadt Köln im Focus hat. Aspekte der Ökologie und des Gesundheitsschutzes sowie die Interessen der Volkssternwarte Köln als Kultur- und Bildungseinrichtung, spielen hier eine nur untergeordnete Rolle. Ambitionierter und zeitnaher Schutz von Klima, Ökologie, menschlicher Gesundheit und von Kultureinrichtungen (Volkssternwarte Köln etc.) sieht anders aus.
Von gesetzlichen Regelwerken, wie sie bspw. in Frankreich gegen Lichtsmog auf nationaler Ebene Anwendung finden, ist man in Deutschland, geschweige denn in Köln, meilenweit entfernt:
Lichtmasterplan (LMP) der Stadt Köln (Übergeordnetes Planungstool) – Ratsinformation!
„In Deutschland existiert kein Bundesgesetz, das als unmittelbares Ziel die Bekämpfung oder Beschränkung von Lichtverschmutzung verfolgt. Allerdings bestehen mittelbar auch gegen Lichtverschmutzung wirkende Regelungen zur Beschränkung von Beleuchtung im Bundes-Immissionsschutzgesetz und vereinzelt auch im Baugesetzbuch und in der Baunutzungsverordnung. Städte und Kommunen haben zum Teil Pläne für die städtische Beleuchtung entwickelt, die auch den Schutz von Umwelt und Tieren berücksichtigen. In einigen europäischen Staaten gibt es im Gegensatz zur Rechtslage in Deutschland sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene Vorschriften, die unmittelbar und ausdrücklich dem Schutz der Dunkelheit und der Beschränkung von Lichtverschmutzung dienen.“
Unterstützung könnte sich die Stadt Köln bspw. aus der Richtlinie zur Bundesförderung kommunalen Klimaschutzes (Kommunal RL) vom 10. Oktober 2024 ableiten:
Das Ziel ist hier die Förderung strategischer und investiver Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase. Gefördert werden bspw. die Inanspruchnahme von Beratungsleistungen im Bereich Klimaschutz (Sanierung von Außenbeleuchtungen etc. (Kap.4.2.1. RL)).